26.05.2020

 

Bildungsmanagement per Video-Konferenz?

Perspektiven über die Pandemie hinaus

 

In Zeiten der Corona-Pandemie sollen sich Menschen möglichst wenig begegnen. Und je mehr Menschen zusammenkommen, desto größer wird die Gefahr einer Virusübertragung. Im privaten wie im geschäftlichen Leben ist „social distancing“ nach wie vor geboten. Um weiterhin in Kontakt zu bleiben, kommunizieren immer mehr Menschen über digitale Medien. Die Nutzung von Technik für Video-Konferenzen boomt weltweit. – Doch wie sieht es im kommunalen Bildungsmanagement aus?

 

Eine Umfrage der Transferagentur Brandenburg unter Kommunen, mit denen eine Zielvereinbarung besteht, ergab Ende April 2020, dass die Zusammenarbeit des Bildungsmanagements mit Akteuren innerhalb wie außerhalb der Verwaltung zurzeit fast überall nur reduziert möglich ist, weil persönliche Begegnungen und Präsenztreffen – wie z.B. Gremiensitzungen – entweder gar nicht oder nur eingeschränkt realisierbar sind.

 

Langfristige Lösungen?

Wie lange auch immer die Beschränkungen noch anhalten – viele Bildungsbüros in den Kommunen befassen sich aktuell mit der Frage, ob Video-Konferenzen geeignet sind, um mit Bildungsakteuren zu kommunizieren. Und sogar wenn persönliche Treffen in Kürze wieder möglich sein sollten, bleibt die Frage: Würde es sich nicht lohnen, Video-Konferenzen als Option des Austausches dauerhaft mitzudenken? Nicht nur in großen Flächenlandkreisen könnten damit Fahrzeiten eingespart und die Zusammenarbeit intensiviert werden. Persönliche Vernetzungstreffen sind dadurch nicht ersetzbar, allerdings können Video-Konferenzen zu konkreten Fragestellungen eine bereichernde Ergänzung sein.

 

Die aktuelle Ausnahmesituation bietet eine Chance, Online-Medien auszuprobieren und Erfahrungen damit zu sammeln. Es setzt natürlich voraus, dass möglichst viele Beteiligte dazu bereit und in der Lage sind. Auch wenn diese Voraussetzungen noch nicht gegeben sind, kann das Bildungsmanagement aus der Kommunalverwaltung heraus dazu einen wichtigen Anstoß geben. Akteure, die bislang mit Videokonferenzen nicht vertraut sind, werden möglicherweise motiviert, sich mit dieser Technik zu befassen.

 

So wie Schulen, Volkshochschulen, Bibliotheken, Musikschulen und andere Bildungseinrichtungen ihre Angebote zunehmend auf digitale Kanäle umstellen, könnte auch das datenbasierte Bildungsmanagement seine Kooperationen zumindest teilweise im digitalen Raum realisieren.

 

Umsetzungsfragen

Ist die grundsätzliche Bereitschaft vorhanden, sich mit Video-Konferenzen zu befassen, stellen sich zahlreiche Fragen der Umsetzung. Die Zahl der Anbieter für entsprechende Programme ist groß und die Funktionsmöglichkeiten unterscheiden sich teils deutlich. Daher empfiehlt es sich, zunächst den eigenen Bedarf zu ermitteln und Kriterien festzulegen, die ein Online-Tool erfüllten sollte. Je nachdem sind verschiedene Lösungen sinnvoll.

 

Die Transferagentur Brandenburg hat solche und weitere Fragen in den vergangenen Wochen (für die eigenen Angebote) intensiv diskutiert. Im Folgenden sei – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – eine Auswahl an Fragen genannt, die auch für die Anwendung im kommunalen Bildungsmanagement relevant sind:

 

Konzeptionelle Fragen

  • Welche Ziele sollen mit der Zusammenkunft im digitalen Raum erreicht werden?
  • Was soll konkret passieren?
  • Wie sieht das Programm oder die Tagesordnung aus?
  • Welchen Erfahrungen sollen die Teilnehmenden mitnehmen?
  • Welche Ergebnisse sollen erzielt werden?

 

Methodische Fragen und Bedienungs-Optionen

  • Welche Kommunikationswege können angewendet werden, z.B. Impuls, Diskussion, Chat, Arbeit in Kleingruppen?
  • Welche Optionen der Beteiligung werden den Teilnehmenden angeboten?
  • Ist das Einspielen von Präsentationsfolien, Videos und Dokumenten gewünscht?
  • Welche Regeln werden zu Beginn vereinbart, z.B. zur Nutzung des Mikrofons, Verfahren der Wortmeldung, Umgang mit dem Chat?
  • Welche Anforderungen bestehen an die Moderation?
  • Wie wird die Konferenz dokumentiert?

 

Organisatorische Fragen

  • Wann und wie findet eine Einweisung für die Teilnehmenden in die Technik statt?
  • Wer steht für technische Unterstützung vor und während der Video-Konferenz zur Verfügung?

 

Technische Fragen und Datenschutz

  • Bietet die verwendete Technik Datenschutz nach europäischem Recht?
  • Wie viele parallele Räume bzw. Kanäle sind notwendig?
  • Welche technischen Voraussetzungen sind für die Teilnahme notwendig, z.B. freier Internetzugang, Kamera, Mikrofon, Software-Installation?
  • Gibt es zusätzliche technische Voraussetzungen, die auf Seiten des Veranstalters notwendig sind?

 

Finanzielle Fragen

  • Was kostet die verwendete Software?

 

 

Zeitplanung in der Vorbereitung

Die Klärung der genannten Fragen kann eingespielte Abläufe in der Vorbereitung und Durchführung von Veranstaltungen und Gremiensitzungen verzögern. Zusätzlich ist zu berücksichtigen, dass sich die Moderator*innen möglicherweise Kompetenzen bezüglich neuer Herausforderungen aneignen möchten, die in Präsenzveranstaltungen keine Rolle spielen, sei es die methodische oder technische Umsetzung, die Präsentation vor der Kamera oder der Umgang mit Fragen während der virtuellen Moderation. Weiterhin sind rechtzeitige Abstimmungen mit der IT-Stelle einzuplanen.

 

Video-Konferenzen statt persönlicher Begegnungen?

Video-Konferenzen ersetzen keine persönlichen Begegnungen, die besonders für den Aufbau neuer Kontakte wichtig sind. Bestehende Beziehungen können vergleichsweise einfacher über Online-Medien aufrechterhalten oder ausgebaut werden. Die digitale Kommunikation kann hier eine sinnvolle Ergänzung zu persönlichen Treffen sein, wenn sie auch der Beziehungspflege und dem informellen Austausch ausreichend Raum gibt. Virtuelle Kaffeepausen sind mindestens genauso wichtig wie die Diskussion sachlicher Fragen.

 

Ein gut aufeinander abgestimmter Wechsel von Präsenztreffen und Online-Kommunikation kann so als Modell auch für die Zukunft Bestand haben. Digitale Kommunikation ist jedoch kein Selbstläufer, sie muss wie andere Techniken auch erlernt werden. Fast alle Beteiligten stehen hierbei noch am Anfang. Man sollte sich und anderen eingestehen, Schritt für Schritt gemeinsam Erfahrungen zu sammeln. Es gibt viele Möglichkeiten, eine Online-Veranstaltung umzusetzen – nun ist eine gute Zeit, um Techniken und Methoden auszuprobieren.