Mai 2021

 

Fachkräftesicherung – kein Thema für das kommunale Bildungsmanagement?

 

Eine bundesweite Befragung der Transferagenturen durch die Universität Paderborn hat hervorgebracht, dass dem Themenkomplex „Fachkräftesicherung“ in den Kommunen zwar eine hohe Relevanz zugesprochen wird, jedoch eine Bearbeitung des Themas im Datenbasierten Kommunalen Bildungsmanagement (DKBM), sowohl auf kommunaler Ebene als auch innerhalb der Transferinitiative Kommunales Bildungsmanagement, wenig ausgeprägt ist. Dabei gibt es durchaus kommunale Beispiele, die die „Fachkräftesicherung“ im Rahmen ihres Bildungsmanagements intensiv bearbeiten. Andererseits fehlen u.a. eine Einbettung in den Strukturansatz des DKBM sowie die Ausgestaltung entsprechender Maßnahmen.

 

Welche Rolle spielt das Thema „Fachkräftesicherung“ im DKBM?

Zwischen Juli und September 2020 befragte die an der Universität Paderborn angesiedelte Wissenschaftliche Begleitforschung der Transferinitiative die neun Transferagenturen in Deutschland. Ihre Fragestellung lautete: Wie wird der Themenkomplex „Fachkräftesicherung“ nach Wahrnehmung der Transferagenturen innerhalb der Transferinitiative Kommunales Bildungsmanagement, insbesondere mit Blick auf die Aktivitäten der Kommunen im DKBM, bearbeitet?

 

Die Transferagenturen trugen dafür aktuelle Erfahrungen aus den Kommunen zusammen. Eingeflossen sind auf diesem Weg auch die Rückmeldungen aus den Brandenburger Landkreisen und kreisfreien Städten. Die Ergebnisse der Befragung liegen nun unter dem Titel „Fachkräftesicherung als Herausforderung für kommunales Bildundungsmanagement“ als bislang unveröffentlichter Bericht vor. Bei Interesse stellen wir Ihnen diesen Bericht gerne zur Verfügung.

 

Einbettung in das DKBM fehlt

Der Bericht zeigt: Obgleich kommunale Beispiele einer Bearbeitung im DKBM aufgezeigt wurden, fehlt es doch bislang an einer Einbettung in den Strukturansatz des DKBM und einer Operationalisierung für die einzelnen Kernkomponenten sowie an der Ausgestaltung entsprechender Maßnahmen. Vielfach beschränken sich solche Aktivitäten auf den Übergang Schule-Beruf und Maßnahmen zur Berufsorientierung.

 

Trotz der hohen politischen Relevanz des Themenkomplexes „Fachkräftesicherung“ als einer Querschnittsaufgabe, konzentriert sich eine Bearbeitung im DKBM im Wesentlichen auf den Übergang Schule-Beruf, damit zusammenhängend die Studien- und Berufsorientierung und die Integration Neuzugewanderter in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt. Hierzu werden im DKBM entsprechende Daten aufgearbeitet, die in Bildungsberichten veröffentlicht werden sollen. Zudem werden Gremien koordiniert und Veranstaltungen organisiert.

 

Regional große Unterschiede

Unumstritten erscheint, dass sich bundesweit derzeit branchen- und berufsübergreifend kein durchgängiger, flächendeckender Fachkräftemangel feststellen lässt. Für Kommunen und regionale Netzwerke sind Studien zum deutschen Arbeitsmarkt insgesamt daher möglicherweise weniger hilfreich, d.h. lassen sich kaum sinnvoll in kommunalpolitische Entscheidungen und Maßnahmen übersetzen, gleichwohl sie Tendenzen aufzeigen und teilweise auch nach regionalen Daten differenzieren (etwa Studien der Bundesagentur für Arbeit).

 

Trotz eines nicht feststellbaren flächendeckenden Fachkräftemangels können sich bei einer genaueren Betrachtung dennoch Ausprägungen von derzeitigen und künftigen Engpässen ergeben – beispielsweise in bestimmten Wirtschaftszweigen, Branchen, Unternehmensgrößen, Qualifikationsniveaus, Berufen und insbesondere in bestimmten Regionen. Ursachen und Gründe können dabei ebenfalls vielfältig sein und betreffen etwa die gesellschaftliche Reputation von Branchen und Berufen, die jeweiligen Entgelt- und Tarifstrukturen sowie Arbeitsbedingungen, die Mobilität der Fachkräfte bzw. Erreichbarkeit von Unternehmen, die konjunkturelle Entwicklung, temporäre Bedarfslagen, die Attraktivität von Regionen als Lebens- und Arbeitsort und nicht zuletzt die Passung der Qualifikationsanforderungen von Arbeitsplätzen zu den Qualifikationsprofilen der Erwerbspersonen.

 

Kommunale Handlungsoptionen

Angesichts dieser vielschichtigen Ausgangslage stellen sich Fragen nach möglichen Engpässen und Mangelsituationen in der eigenen Region, den jeweiligen Ursachen und gegebenenfalls möglichen Gegenmaßnahmen zur Fachkräftesicherung. Neben der Anwerbung von Fachkräften aus dem In- und Ausland könnten gezielte Maßnahmen der Aus- und Weiterbildung dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Damit eng verbunden sind dann wiederum Fragen der Bildungsplanung als Teil einer regionalen Strukturentwicklung, etwa bezogen auf die in der Region vorliegenden Bedarfe, die angebotenen Bildungsgänge sowie die tatsächlich vorhandenen und nötigen Ressourcen. Hier haben die Kommunen die Möglichkeit, an strategischer Stelle mit den Instrumentarien des DKBM, wie z.B. dem Monitoring und der Koordination von Netzwerken, die Kräfte ihrer Region für ein gemeinsames Ziel zu bündeln.

 

Fachkräftesicherung im Fokus des Strukturwandels

Eine große Bedeutung hat das Thema Fachkräftesicherung in den vom Strukturwandel geprägten Regionen, so auch im Lausitzer Revier. Hier stehen die für die Fachkräftesicherung erforderlichen (Aus-)Bildungspotentiale im Fokus der Kommunen, in denen die Bildungsinfrastruktur aufgrund sinkender Schülerzahlen in Bedrängnis kommt. Da sich junge Menschen bei der Planung ihrer Zukunft über die Kreisgrenzen hinaus orientieren, sind die Bildungsprozesse im Übergang von Schule in Ausbildung und Beruf regional bzw. landesübergreifend zu betrachten, wenngleich die Bildungslandschaft wie oben beschrieben kommunal gestaltet wird. Um beide Herausforderungen bewältigen zu können, bedarf es Informationen auf beiden Ebenen. Das „Netzwerkbüro Bildung in der Lausitz“ unterstützt Bildungsakteur*innen in der Lausitz dabei, regionale Berufsbildungsprozesse sichtbar zu machen und Abstimmungen zwischen den Akteur*innen zu gestalten.

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  • Den vollständigen Bericht stellen wir auf Anfrage zur Verfügung. Bei Interesse nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf.
  • Weiteres zur Arbeit des „Netzwerkbüros Bildung in der Lausitz“ zum Thema Fachkräftesicherung finden Sie hier.