21.01.2020

 

Wanderungsbewegungen in Ostdeutschland

 

Die Abwanderungszahlen gehen zurück, die Zuzüge nehmen zu – inzwischen verbucht Ostdeutschland einen Wanderungsüberschuss. Dennoch sind die Entwicklungen in den neuen Bundesländern nicht durchweg positiv, denn vor allem die größeren Städte können optimistisch in die Zukunft blicken, während ländliche Gemeinden um ihre Einwohner kämpfen müssen. Dies besagt die Studie „Im Osten auf Wanderschaft. Wie Umzüge die demografische Landkarte zwischen Rügen und Erzgebirge verändern“, herausgegeben vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung. Einer der drei Autoren, Manuel Slupina, ist Ressortleiter Demografie des Berlin-Instituts. Er referierte beim 8. Netzwerktreffen Bildungsmonitoring der Transferagentur Brandenburg in Bad Belzig im November 2019 über seine Erkenntnisse. Laut Studie zogen 2012 „erstmals seit 1989 mehr Menschen in die fünf ostdeutschen Flächenländer als von dort weg“. Mit Blick auf die „deutlichen Wanderungsgewinne“ ostdeutscher Städte – u.a. Leipzig, Dresden, Jena, Erfurt und Potsdam – und dem unvermindert großen Bevölkerungsverlust insbesondere kleiner und peripher gelegener Gemeinden, betonte er aber auch, dass „wer die Einwohnerzahlen seiner Gemeinde stabilisieren will, […] Menschen aus anderen Regionen des Landes oder aus dem Ausland anlocken“ muss.

 

Die Studie empfiehlt den Kommunen und einzelnen Gemeinden, ihr Profil zu schärfen. Diejenigen, die ihre Bevölkerungsstruktur sowie die eigenen Stärken und Schwächen gut kennen, können zielgerichtete Maßnahmen ergreifen, um bestimmte Bevölkerungsgruppen für sich zu interessieren. Ein Bildungsmonitoring unterstützt dabei, die Bedarfe der Einwohner bezüglich des Lebenslangen Lernens zu erfassen und passende Angebote entwickeln zu können.

 

Ein weiterer – zahlenmäßig noch überschaubarer – Trend führt Stadtbewohner aufs Land: Insbesondere in der Enge Berliner Hinterhöfe gründen sich Initiativen junger Städter, die ihren Traum vom gemeinschaftlichen Wohnen und digitalen Arbeiten auf dem Land umsetzen möchten. „Sie könnten Pioniere einer neuen Bewegung sein, die mit digitalen Innovationen und urbanen Ideen das Leben auf dem Land neu erfinden“, so eine weitere Studie des Berlin-Instituts names „Urbane Dörfer“. Sie untersucht ebensolche Projekte jenseits der Spreckgürtel – mitsamt den Chancen und Herausforderungen für die bestehenden Dorfgemeinschaften wie für die Neuzugezogenen.

 

Das Netzwerktreffen Bildungsmonitoring gab auch einen Einblick in Ermittlung und Auswertung relevanter Daten zu eben jenen Wanderungsbewegungen. Dazu stellte Dr. Tamara Eschler, Kreisstatistikerin des Landkreises Darmstadt-Dieburg, ihre Instrumente und Herangehensweisen vor. Hierbei betonte sie die Bedeutung aktueller und systematisierter Daten zu Wanderungsbewegungen für den Umgang mit Bevölkerungsentwicklungen und der Steuerung von Bildungsangeboten der Kommune.

 

In den anschließenden Arbeitsphasen bezogen die Bildungsmonitorer/innen und -manager/innen aus Kommunen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein die Erkenntnisse zu den Wanderungsbewegungen auf ihre eigene Arbeit vor Ort.

 

Abendlicher Walk-and-talk beim Netzwerktreffen Bildungsmonitoring

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Dokumentation des 8. Netzwerktreffens Bildungsmonitoring am 6.-7. November 2019:

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